ANHALONIUM Ferme Bio Eco
Projekt zur Erhaltung und Entwicklung von Maisvarietäten im biologischen Landbau

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Mais-Projekt/Kultur:
- GVO - himmlische Lügen und heimtückische Fakten

Offener Brief an fortschrittliche Bauern, welche sich vorbereiten gentechnisch veränderten Mais zu säen

Von Jean-Pierre Berlan, INRA und Association Kokopelli
Auflage der französischen Originalversion: <http://www.kokopelli.asso.fr>

Deutsche Übersetzung von Martin Häfeli, ANHALONIUM Ferme Bio Eco

Konventionelles Saatgut von "hybriden Maisvarietäten" kostet ungefähr 150 Euro pro Hektare. Gentechnisch verändertes Saatgut kostet ohne Zweifel mehr, wenn Sie nicht als Pionier mit der Aufgabe bedacht sind, den Weg des Fortschritts anzubahnen und somit von besonderen Konditionen profitieren, welche aber auf alle Fälle aber nicht von Dauer sein werden. Kurzum, die Saatgutkosten für eine Hektare entsprechen dem Preis für 15-18 Zentner, manchmal sogar für 20 Zentner Körnermais. Sie säen etwa 15 Kilogramm pro Hektare. Ein Zentner "hybrides Maissaatgut" kostet also mehr als 1000 Euro, währenddessen sich der Zentner Körnermais um 9 Euro herum bewegt.

Ein Zentner "hybrides Maissaatgut" kostet also hundert mal mehr als ein Zentner Körnermais. Wenn Sie von den eigenen, geernteten Körnern säen könnten, würden Sie etwa 150 Euro pro Hektare einsparen und als Gewinn verbuchen - Für Sie! Auf hundert Hektaren hochgerechnet wären es 15'000 Euro. Ich glaube nicht, dass es Uneinigkeiten über diese Zahlen geben wird.

Klar, Sie geben solch beträchtliche Beträge nicht aus freien Stücken aus - ohne Zweifel der grösste Posten Ihrer Auslagen. Erneuern Sie doch einfach jedes Jahr Ihr Saatgut, vergleichbar mit "Saatgut-Multis" wie Monsanto, DuPont (Pioneer), Syngenta oder Bayer - alles auch Fabrikanten von Agrotoxinen - und von "Kooperativen" wie Limagrain, Euralis und anderen. Diese "Kooperativen" verlangen die selben unerschwinglichen Preise wie ihre Agrotoxine produzierenden Konkurrenten. In Nordamerika gelten für sie - wie für Ihre Konkurrenten - drei mal weniger teure Preise, für die gleichen "Varietäten"! Ohne Zweifel um Sie im internationalen Wettbewerb besser zu bedienen.

Also, Sie kaufen Ihr Saatgut jedes Jahr, weil Sie keine Wahl haben. Das ist, hat der Genetiker Ihnen erklärt, wegen einer Laune der Natur: Es gibt beim Mais ein Phänomen, genannt "Heterosis", immer noch unerklärt und vielleicht sogar unerklärbar, deren Mysterien unereichbar für die Gemeinde der gewöhnlich Sterblichen sind und somit auch für Sie, denn sie können nur innerhalb der Doktrin erforscht werden. Denn, Mais verbessern, hat man Ihnen eingeredet, bedarf dieses mysteriösen Phänomens, welches, ach! ... Ihnen verbietet, Ihre selbstgeernteten Körner wieder auszusäen.

Sie haben also an dieses Märchen geglaubt, dass man, um einen lebenden Organismus zu verbessern, verhindert, ihn in Ihrem Feld reproduzieren zu lassen. Ich versichere Ihnen: Die ganze Welt glaubt daran. Ich selbst glaubte lange Zeit daran. Um zu glauben, reicht es darauf zu verzichten, selbst nachzudenken und zu verstehen. Jahrzehntelange wissenschaftliche Propaganda haben uns diesen Aberglauben aufgedrängt. Indes, die amerikanischen Landwirte haben Ende der dreissiger Jahre des letzten Jahrhunderts Verstand bewiesen, indem sie diese revolutionären "hybriden Varietäten" den Übernamen "Mais-Mauleselin" verpassten, welche sie nicht mehr aussäen konnten, im Gegensatz zu den bis anhin kultivierten Varietäten. Aber deren Kinder, welche in den fortschrittsbesessenen Agronomieschulen die Erleuchtung der Genetik erfahren haben, wie bestimmt auch Sie, haben den biologischen Weg ihrer Eltern verlassen.

Dennoch! Wer kann so leichtgläubig sein, abgesehen von Genetikern und anderen, in ihren Disziplinarzwängen gefangenen und abseits des Lebens stehenden Wissenschaftlern, um diese Ungeheuerlichkeit zu glauben, dass man, um ein Lebewesen zu verbessern, es gewissermassen sterilisieren muss? Enthüllt die Terminator-Technologie nicht knallhart, dass diese Sterilität das Ziel jedes Züchters/Händlers ist? Nur um eine neue Profitquelle zu schaffen, darf man nicht trennen, was die Natur vereinigt: Die Produktion für den Landwirt reservieren und die Fortpflanzung den agrotoxischen Samenhändlern anvertrauen?

Ich gehe davon aus, dass ein moderner Landwirt, wie Sie, versucht, den eigenen Gewinn zu maximieren. Wenn Sie aber denjenigen der Samenhändler, Agrotoxin-Produzenten oder der Kooperativen auf Ihre Kosten maximieren möchten, geht Sie das folgende nichts an.

Drei Methoden können es Ihnen erlauben Ihre eigene Saat herzustellen und dabei Ihre Margen zu verbessern.

Eine Bemerkung zuvor: Sie können einen Ertragsrückgang von mindestens 15 Zentner pro Hektare hinnehmen. Diese 15 zusätzlichen Zentner, welche Sie produzieren müssen, um das "hybride" Saatgut zu zahlen, kosten Sie in Wirklichkeit mehr, als sie Ihnen bringen (Kosten für Bewässerung, Dünger und Agrotoxine). Sie tragen auch zur schlechten Gesundheit Ihrer Böden bei. Aber wenige Landwirte sind sich der Kosten für diese zusätzlichen Zentner bewusst und auch nicht, dass es ökonomisch profitabler ist, sie nicht zu produzieren.

Die erste Methode besteht nun darin, "Doppelhybriden" herzustellen, was die Samenhändler vor etwa 20 Jahren taten. Sie nehmen dafür "Hybriden" mit gleicher Reifezeit (Frühreife) und von verschiedenen Firmen. Sie säen in einem Feld des "Hybriden A" Reihen mit den Hybriden B, C, D... Sie kastrieren die Reihen B, C, D... und beernten sie separat für die Aussaat im nächsten Jahr. So können Sie auch die beste Kombination für Ihren Anbau bestimmen. (AxB, AxC, AxD, usw.)

Eine zweite Lösung ist, verschiedene "Hybriden" gleicher Reifezeit und von verschiedenen Firmen als Mischung zu säen, um eine sogenannte künstliche Varietät herzustellen. Danach lesen Sie für Ihr Saatgut jedes Jahr von den Nachkommen dieser Varietät mittelgrosse, gesunde und dicht mit Körnern besetzte Kolben aus, welche auf gut wurzelnden, von Krankheiten unversehrten Pflanzen wuchsen. Diese Lösung besitzt den Vorteil, ohne Kastrationen auszukommen. Der Ertragsrückgang wird dabei zweifellos grösser sein, als bei der Kultur von "Doppelhybriden". Aber noch einmal: Selbst wenn Sie 15 Zentner pro Hektare verlieren, sind Sie Gewinner.

Die dritte Lösung ist, ganz einfach traditionelle Mais-Varietäten zu finden, welche Sie immer wieder aussäen können, ohne Ertragseinbussen zu befürchten, wenn ein wenig ausgelesen wird. Es scheint, als existierten solche Varietäten mit ausgezeichnetem Ertrag, aber ich weiss nicht, ob sie Ihrer Region und Ihrer Kulturmethode angepasst sind. Mehrere Gruppen von Landwirten arbeiten in Frankreich daran, solche Varietäten zu selektieren.

Diese Versuche können oder sollten mit Ihren Nachbarn gemacht werden, um Erfahrungen auszutauschen. Diese Stärkung der Nachbarschaft, die Zusammenarbeit unter den Landwirten ist sehr wichtig in dieser Zeit, wo die Globalisierung ganz zu vernichten droht, was an ruralem Leben übrig geblieben ist und wo die Beziehungen in der Landbevölkerung untereinander abnehmen. Wissen Sie, dass Monsanto die nordamerikanischen Landwirte dazu ermuntert, ihre "Piraten-Nachbarn" zu denunzieren, wohlverstanden anonym - diejenigen, welche sie verdächtigen, gentechnisch veränderte "Varietäten" zu kultivieren, ohne die Gebühren zu bezahlen?

Zählen Sie nicht auf die Ratschläge von Landwirtschaftssachverständigen, auch nicht auf Ihre Kooperativen, die Ihnen ihre Hilfe anbieten. Sie sind da, um Ihnen Saatgut und Agrotoxine zu verkaufen, nicht um Ihnen zu erlauben, Ihre Zukunft zu bewahren und zu schützen.

Ein letzter Punkt: Sie haben bestimmt bemerkt, dass ich "hybrid" und "hybride Varietät" zwischen Gänsefüsschen (Anführungsstriche) gesetzt habe. Der Ausdruck "Varietät" sagt sehr genau, was gemeint ist: nach Wörterbuch: "der Charakter des Variablen; Gegenteil des Uniformen; Diversität". Oder, was Sie unter dem Namen "hybride Varietät" kultivieren, setzt sich aus Pflanzen zusammen, welche alle das gleiche Erbgut besitzen. Es handelt sich dabei exakt um das Gegenteil einer Varietät und der Ausdruck, den man dafür verwenden müsste, heisst Klon. Sie kultivieren also Klone.

Sind diese Klone nun "hybrid"? Qualifiziert das Adjektiv "hybrid" ohne Doppelzüngigkeit den Mais, den Sie säen?? Nein, es gibt kaum gewöhnlicheres, als diese Pflanze. Der Saatguthersteller hat einfach aus Varietäten der Landwirte (Anmerkung des Übersetzers: ... aus alten Landsorten) einige Pflanzen ausgelesen und von Ihnen Kopien (Klone) gemacht, wenn er zufällig auf eine Pflanze traf, die ertragreicher war, als das Mittel der Pflanzen der Varietät. Diese ist nicht mehr und nicht weniger "hybrid" als irgend eine Pflanze einer Varietät.

Der Ausdruck "hybride Varietät" ist also in doppelter Hinsicht täuschend: Man müsste von einem "gefangenen Klon" oder von einem "privatisierten Klon" sprechen, denn, wie Sie wissen, gehören sie dem Saatguthersteller und können sich nicht in den Feldern der Landwirte reproduzieren. Es liegt im Interesse der "Saatguthändler" diese Konfusion beizubehalten, wenn von "hybriden Varietäten" die Rede ist. Mit "hybridem Geilwuchs", Heterosis und anderen selbstredend wissenschaftlichen Begriffen lenken sie Ihre Aufmerksamkeit von der Realität dieser privatisierten Klone ab, von denen Sie Ihnen Samen zum hundertfachen Preis verkaufen, was sie kosten würden, wenn Sie, wie Ihre Eltern, die Saat aus der eigenen Ernte ausbringen könnten.

Und vor allem, glauben Sie nicht eine einzige Sekunde, die "Hybriden würden ihren Ertrag vergrössern" - und damit Ihren Gewinn, wie man es Ihnen ständig wiederholt. Nein, die privatisierten Klone vergrössern den Profit der Saatgut-Multis auf Ihre Kosten. Es ist die Arbeit der Auslese, welche es erlaubt den Ertrag zu steigern. Man könnte den Mais tatsächlich durch fortlaufende Selektion verbessern, aber das interessiert die Saatgutfirmen nicht, denn der Landwirt könnte immer wieder Körner davon aussäen.

Was passiert da nun wirklich? - Wenn Sie bei Säugetieren Inzucht betreiben (Lebewesen, welche durch eine Fremdbefruchtung entstehen; welche eine Mutter und einen Vater haben), dann wissen Sie von den Beeinträchtigungen der Nachkommen. Ein Hirt, welcher in seiner Herde ständig Inzucht betreibt, muss sie bald zur Schlachtbank führen. Nun gut! - Mais ist mit einem Säugetier zu vergleichen. Es ist eine Pflanze, welche sich fremdbefruchtet (eine Maispflanze hat im allgemeinen einen Vater und eine Mutter, stammt also von zwei verschiedenen Pflanzen ab) und fortlaufende Inzucht bewirkt hier eine Abnahme der Wüchsigkeit der Pflanzen. Dies wurde von Darwin beobachtet und im Jahr 1868 beschrieben.

Was macht nun der Maissaatgutzüchter im Namen dieser berauschenden Theorie der Heterosis, in allen Einzelheiten vom Genetiker erfunden? Die Varietäten der Landwirte (Anmerkung des Übersetzers: Die alten Landsorten...), welche noch von Ihren Eltern angebaut wurden, bestanden aus verschiedenartigen Pflanzen. Sie konnten die Körner davon wieder aussäen, ohne Inzest befürchten zu müssen, was der Züchter um jeden Preis zu verhindern sucht. Er extrahiert mittels Zufallsprinzip Klone aus alten Landsorten. Wie geht er vor?

Er betreibt zuerst sechs Generationen Selbstbefruchtung nach Zufall, um "reine Zuchtlinien" zu erhalten. Jeweils zwei von diesen untereinander gekreuzt, ergibt gewöhnliche Maispflanzen, deren Charakteristik nicht das "hybrid" sein ausmacht, sondern, dass sie nach Belieben kopiert (geklont) werden können, da man ihre Eltern kennt. Der Züchter testet diese Klone um die besten auszulesen und wieder herzustellen. Er verkauft Ihnen Saatgut davon. Sie säen diese Klone in Ihren Feldern. Man paukt Ihnen den Schwindel der Genetiker über die "Heterosis" ein. Sie glauben ihn. Und um das Mass voll zu machen, lässt man Sie die Einheitlichkeit dieser Klone in Ihrem, dank Atrazin und anderen Giften, so "sauberen" Feld bewundern. Schön, diese uniformen Pflanzen, welche wie Soldaten in einer Wüste stehen! - Schluss mit der Vielfalt der Natur!

Und Sie wurden geblendet, sehen nicht die Wirklichkeit vor Ihren Augen: Im Moment der Befruchtung geschieht dies sehr wohl untereinander, aber da alle Pflanzen genetisch identisch sind, oder fast, ist es, als ob Sie lauter Selbstbefruchtungen erzwingen würden. Ihre wunderbar einheitlichen Klone sind Mais-Selbstbefruchtungsmaschinen, welche sich selbst zerstören. Sie können das Erntegut nicht wieder verwenden.

Zusammengefasst, der Genetiker, der Saatguthändler und seine Techniker lenken Ihre Aufmerksamkeit auf den "hybriden Geilwuchs" auch "Heterosis" genannt, während sie in Ihrem Feld ohne Ihr Wissen, aber unter Ihren bewundernden Augen eine Selbstbefruchtung inszenieren, das heisst, die ausgeprägteste Form von Inzucht (mit Säugetieren können Sie es nicht besser (oder schlimmer) machen, als Kreuzungen von Vater x Tochter, Mutter x Sohn oder Bruder x Schwester). Sie zerstören Ihren Mais in Ihrem Feld. Und zum Lohn bewundern Sie das Zerstörungswerk, dessen Opfer Sie sebst werden!

Die Auslese von Mais-Varietäten (Mais-Populationen) würde jedoch ebenso gute agronomische Resultate erlauben, ohne Sie zu nötigen, jedes Jahr Ihr Saatgut zu kaufen. Was die Maiszünsler (Mais-Schadinsekten: Sesamia nonagrioides und Ostrinia nubilalis) betrifft, führen die erprobten landwirtschaftlichen Praktiken (Rotation, biologische Schädlingsregulierung...) zum Ziel, auch ohne noch teurere, gentechnisch veränderte Klone zu beschaffen.

Dass im Namen des selben Fortschritts die Agrotoxin-Fabrikanten, die "Kooperativen", der Staat, die FNSEA (Nationaler Verband der Landwirte-Syndikate), die INRA (Nationales Agronomie Forschungsinstitut) Sie auf den selben ruinösen Weg mit dem Mais und anderen gentechnischveränderten Pflanzen drängen, dürfte Sie nicht erstaunen. Diese genetischen Chimären - selbstredend GVO genannt, haben die bemerkenswerte Charakteristik, patentiert zu sein, was legal die fundamentale Praktik der Agrikultur beendet, die eigene Saat auszubringen.

Es ist wahr, dass die Lebewesen ein untolerierbares Verbrechen begehen, jenes, sich seber gratis im Feld des Landwirtes zu vermehren. Ein Verbrechen, das unsere Gesellschaft mit dem Tod bestraft. Genau dies machen die Terminator-Technologie, die Patentierung, die "Hybriden", die GURT (Anmerkung des Übersetzers: Téchnologie de Restriction de l'Utilisation des ressources Génétiques = "Aus"-Schalter-Technologie; z.B. Terminator) und andere Einrichtungen desselben Typs.

Eher als der Held des Fortschritts, den Sie glauben zu sein, machen sie sich dabei nicht zum Gockel? (Anmerkung des Übersetzers: le dindon = der Truthahn)

Mit herzlichen Grüssen

Jean Pierre Berlan, Wissenschaftlicher Direktor INRA
Email: jpe.berlan@wanadoo.fr

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